Treffen morgens um halb neun zwei Frauen auf einander
Die eine mit dem Telefon eingeklemmt zwischen Ohr und Schulter, ein Kind an der Hand zwei im Schlepptau und die Tasche mit Autöli und Legos bepackt.
Die andere, mit dem Telefon eingeklemmt zwischen Ohr und Schulter, war schon auf dem Hometrainer, hat zu Hause aufgeräumt, gefrühstückt, im Büro
alle Mails beantwortet, den Laden für den Tag vorbereitet.
Beide zwinkern sich, noch immer mit Gesprächspartner am Ohr, zu und jede weiss wortlos, was die andere meint.
Die beiden sind meine Kundin und ich. Ein Morgen wie jeder andere.
Selbstverständlich ist das nur die grobe Ausführung unsers Morgenprogramms.
Details, wie noch schnell Blumen besorgen, das Hemd bügeln und Wäsche zusammenlegen oder husch den Handwerker aufbieten,sind da Beigemüse.
Multitasking in Perfektion. An dieser Stelle dürfen wir uns auf die Schulter klopfen, gegenseitig übrigens auch!
So viele Frauen kennen diesen oder einen ähnlichen Tagesablauf.
Morgen ist Weltfrauentag und wenn ich mir was wünschen könnte, wäre es die Abschaffung des Unwortes: Frauenrecht. Wir haben doch Menschenrechte – schliesst das Frauen aus?
Wir sind in einer Zeit, in der wir zum Mond fliegen können, fragen unsere Handys nach dem Weg, aber diskutieren über gleiches Recht? Das Gleichstellungsgesetz ist erst seit 1996 in Kraft, also auf dem Papier…
Vielleicht sollten wir Frauen mal streiken, einen Monat oder zwei. Alle zusammen in die Ferien fahren, uns gegenseitig die Nägel lackieren und die Füsse hochlegen. Eine Pause vom Super Woman Alltag.
Die ideale Frau sollte ein lustiger Kumpeltyp mit toller Figur sein. Dazu, stylisch, unkompliziert, sinnlich, spontan mit einem Hauch von Abenteuerlust. Alles zum richtigen Zeitpunkt.
Sind wir.
Alle.
Aber noch viel mehr.
Wenn ich sehe, was all die grossartigen Frauen in meinem Umfeld leisten, bin ich echt beeindruckt. Es gibt nichts, was wir nicht hinkriegen, sehen erst noch gut dabei aus und haben mächtig Spass.
Denn wie schon Horace Walpole, der Schlaue, sagte: Am Anfang aller grossen Dinge steht eine Frau. Recht hat er!
Kolumne Winterthurer Zeitung 7.3.2018